Weltweit haben noch immer fast eine Milliarde Menschen keinen Zugang zu Elektrizität. Insbesondere in afrikanischen Ländern südlich der Sahara fehlt in zahlreichen ländlichen Regionen die Anbindung an das Stromnetz. In Burundi und im Tschad stellt sich die Lage besonders drastisch dar, laut Statistik der Weltbank, waren hier im Jahr 2018 weniger als 15 % der Bevölkerung an die Stromversorgung angebunden; auf die ländliche Bevölkerung bezogen, waren es sogar weniger als 4 %. Die fehlende Elektrizität bedeutet für die Menschen in diesen Ländern nicht nur einen erschwerten Alltag, sie hemmt auch die wirtschaftliche Entwicklung von Dörfern, Regionen und ganzen Ländern. Denn ohne Strom fehlt häufig auch jede weitere Infrastruktur, die den sicheren Zugang zu Wasser, Lebensmitteln, Bildung und medizinischer Versorgung gewährleistet. Um dennoch Strom zur Verfügung zu haben, greifen gerade im ländlichen Raum viele Menschen – notgedrungen – noch immer auf Dieselgeneratoren zurück. Die Nachteile dieser Generatoren liegen auf der Hand: Der Diesel muss aufwendig beschafft werden, sein Preis ist abhängig von den weltweiten Rohstoffmärkten, die Abgase bei der Verbrennung sind umweltschädlich und giftig, und die Generatoren erzeugen eine hohe Lärmbelastung. Zudem ist gerade in abgelegenen Regionen eine konstante Versorgung mit Diesel nicht immer gewährleistet.
Bereits in OPUS 83 haben wir den vom Saarbrücker Unternehmen Faber Infrastructure entwickelten Solarcontainer vorgestellt, der diesem Problem zukünftig entgegenwirken soll. Aufgrund der überdurchschnittlich hohen Sonnenstunden bietet sich gerade der Einsatz in Ländern des afrikanischen Kontinents besonders an: „Die Elektrifizierung Afrikas wird durch Solarenergie erfolgen. Das Potenzial für erneuerbare Energien ist enorm, bis 2030 wird mit einem Marktvolumen von $130 Mrd. für sogenannte Mini-Grid Lösungen in Subsahara gerechnet“, erläutert Ulrich Spies, Geschäftsführer von Faber Infrastructure.
Eine der zentralen Einsatzmöglichkeiten des Containers liegt unter anderem im Bereich Baugewerbe. Mit dem über Solarenergie gewonnenen Strom können auch Infrastrukturprojekte in abgelegenen Gebieten umgesetzt und die Grundlagen für wirtschaftlichen Aufschwung geschaffen werden. Denn die Versorgung mit Elektrizität ist eine der Grundvoraussetzungen zur Entwicklung ländlicher Regionen, die aufgrund wirtschaftlicher Perspektivlosigkeit häufig mit einem erhöhten Wegzug junger Menschen zu kämpfen haben. Durch einen Aufbau der Infrastruktur können wiederum gut ausgestattete Institutionen im Bereich Bildung und Gesundheitsversorgung angesiedelt werden, für die eine verlässliche Energieversorgung unverzichtbar ist.
Durch die modulare Bauweise ist der Solarcontainer besonders für den temporären Einsatz geeignet. Nach Fertigstellung etwa eines Bauprojekts oder der vorübergehenden Versorgung einer temporären Krankenstation lässt er sich schnell und unkompliziert zum nächsten Einsatzort transportieren. „Unsere Systeme wurden für flexible Anwendungen entwickelt und sind sehr schnell aufzubauen. Ein Techniker wird nicht benötigt, jedermann kann den Container nach Einweisung aufstellen“, erklärt Andre Debatin, technischer Direktor bei Faber Infrastructure. Auch in Europa bieten sich, etwa zur Bekämpfung der Corona-Pandemie, Einsatzmöglichkeiten für den Container. Hier wäre beispielsweise an die Energieversorgung temporärer Test- oder Impfzentren zu denken. „Medizinprodukte wie z. B. Impfstoffe müssen durchgehend gekühlt werden, mit unserer Lösung können wir im Falle eines Netzausfalls die Stromversorgung und damit eine unterbrechungsfreie Kühlung sicherstellen“, erklärt Ulrich Spies.
© OPUS/Johann Emilian Horras